Mediation bildlich

Ein wichtiges Hilfsmittel in der Mediation ist die Visualisierung, das heißt, dass die Argumente, die Themen, die Vorstellungen der Parteien etc. auf einer Pinwand oder einem Flipchart für alle Beteiligten sichtbar festgehalten werden. Warum?

Es liegt einmal an der Kapazität des Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnisses. Wissenschaftlich belegt ist, dass der durchschnittliche Mensch 7 plus/minus 2 Informationseinheiten im Gedächtnis behalten kann. Dies führt bei einer Diskussion im Rahmen der Mediation dazu, dass ältere Informationen wieder aus dem Arbeitsgedächtnis entfernt werden. Werden die Informationen aber für alle sichtbar visualisiert, sind die Informationen weiter präsent und schnell im Gedächtnis wieder abrufbar.

Ein weiterer Punkt ist der, dass der Mensch dazu neigt, in einer Diskussion die Argumente so lange zu wiederholen, bis er der Meinung ist, dass sie beim Gegenüber auch wirklich angekommen sind. Solange dieser aber dagegen argumentiert, sind sie für den Betreffenden nicht angekommen und er wird sie noch mal wiederholen. Anders, wenn die Argumente visualisiert wurden. Dann stehen sie für alle sichtbar auf dem Flipchart oder der Moderationswand und man merkt, dass sie nicht mehr verloren gehen können. Die Diskussion wird entspannt und verkürzt.

Ein drittes Argument ist die Reduzierung der Komplexität. Gerade in der Mediation soll strukturiert verhandelt werden. Dies geht nur, wenn man den in der Regel komplexen Themen und Sachverhalten hierzu eine klare Struktur gibt. Dies geht in der Regel nicht verbal, da hier wieder die Begrenzung des Arbeitsgedächtnisses verhindert, dass die gesamte Struktur präsent bleibt.

Ein weiterer Pluspunkt der Visualisierung ist gerade in der Mediation die Möglichkeit, Argumente, Forderungen etc. zu entpersonalisieren. Der Mediator schreibt die Argumente etc auf das Flipchart und sie werden so nicht so persönlich wahrgenommen. Auch kann man z.B. bei der frage der Verteilung des Hausrates ohne Diskussion zunächst die Wünsche auf Moderationskarten schreiben lassen, farblich sortiert nach „will ich unbedingt haben“ und „möchte ich gern“ und „brauche ich nicht“. So lassen sich auch schnell die Streitpunkte herausarbeiten und die Beteiligten können dann sehr strukturiert weiter verhandeln.

Wie kann visualisiert werde? Einmal durch einfache Listen auf dem Flipchart. So können Themen aufgelistet werden, die in der Mediation abgearbeitet werden sollen. So können im Weg des Brainstromings auch die Lösungsmöglichkeiten zusammengestellt werden. Mit Hilfe einer Moderationswand können Kartenabfragen gemacht oder eine Mindmap zur Strukturierung der Themen erstellt werden. Die Visualisierung kann auch mit Computer und Beamer erfolgen, z.B. mit einem Mindmap-Programm. Noch moderner geht es mit einem digitalen Whiteboard (Smartboard). Ich konnte es einmal ausprobieren und war begeistert. Eine preiswertere Lösung scheint Papershow von Oxford zu sein, das ich aber noch nicht selbst testen konnte. Es scheint aber für eine Mediation durchaus geeignet zu sein.

Diese Methoden sind nicht auf die Mediation beschränkt. Auch im Rahmen von Verhandlungen oder in Mandatsgesprächen zur Strukturierung komplexer Sachverhalte ist Visualisierung sinnvoll.

Mindmaps in der Familienmediation

Mindmaps (hier ist erklärt, wie Mindmaps erstellt werden   sind sehr gut geeignet, Verhandlungen und Ideen zu strukturieren. Deshalb eignen sich Mindmaps sehr gut, im Mediationsverfahren die einzelnen Themen, die hierzu entwickelten Ideen, die einzelnen Positionen sowie die dahinter stehenden Interessen strukturiert darzustellen.

Ich benutze daher Mindmaps gerade in der Familienmediation regelmäßig. Diese Mindmap dient im Erstgespräch dazu, die zwischen den Partnern zu klärenden Punkte herauszufinden.

Diese Mindmap wird dann im Verlauf des Mediationsverfahrens weiter strukturiert und entwickelt und dient so als Protokoll im Hinblick auf die erzielten Ergebnisse als auch im Hinblick auf die noch zu klärenden Streitpunkte. Hier ist ein Beispiel einer im Rahmen einer Mediation fortentwickelten Mindmap (die Namen und zu Grunde liegenden Daten wurden natürlich im Interesse der Schweigepflicht verändert).

Am effektivsten ist es natürlich, wenn die Mindmap in der Mediation mit einem Beamer für die Beteiligten sichtbar ist und in der Sitzung entsprechend verändert werden kann. Hierzu eignet sich für die Erstellung einer Mindmap natürlich eine entsprechende Software. Die bekannteste kommerzielle Software, die auch für die hier verwandten Mindmaps genutzt wurde, ist Mindmanager. Es gibt aber auch kostenlose Software, zum Beispiel freemind oder XMind.