Für viele ist Mediation nur eine Konfliktlösungsmethode für Esotheriker und Weicheier. Dem ist nicht so. Mediation ist ein professioneller Weg, auch oder gerade eskalierte Streitigkeiten durch ein klar strukturiertes Verfahren einer konsensualen Lösung zuzuführen. Gerade die aufeinander aufbauenden Schritte der Mediation ermöglichen es, weg von einem distributiven Verhandeln zu einem interessengerechten Ergebnis zu kommen.
Entgegen mancher vorgefassten Meinung werden die Konfliktgräben in der Mediation nicht mit der süßklebrigen Soße des “piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb” zugekleistert. Konflikte werden in der Mediation durchaus ausgetragen, wenn es sein muss auch hart. Allerdings weist das Vorgehen der Mediation dann den Weg in die Zukunft und verharrt nicht in der Vergangenheit mit all ihren Beschuldigungen und Vorwürfen.
Die Trennung von Konfliktdarstellung, Darstellen der Interessen, Finden von Lösungsmöglichkeiten und Auswahl der richtigen Lösung anhand der zuvor gefundenen Interessen und objektiven Maßstäben leistet Gewähr dafür, dass eine Vereinbarung getroffen wird, die nicht nur einen Kompromiss darstellt (d.h. beide verlieren) sondern einen Konsens (d.h. beide gewinnen).
Entgegen landläufiger Meinung spielt Mediation nicht außerhalb des Rechts. Rechtliche Maßstäbe Spielen in der Mediationen natürlich eine (je nach Gegenstand der Mediation mehr oder weniger) große Rolle, sei es, das zwingende juristische Regeln vorgegeben sind oder die jeweilige Verhandlungsmacht durch die Erfolgsaussichten im Falle der gerichtlichen Auseinandersetzung determiniert wird. Deshalb kann oder muss es sinnvoll sein, Rechtsanwälte in den Mediationsprozess einzubinden. Das Maß der Einbindung reicht von der bloßen Beratung im Hintergrund bis zur aktiven Teilnahme an den Mediationssitzungen.
Mediation ist auch und gerade deshalb nichts für Weicheier und Warmduscher, weil sich die Konfliktbeteiligten hier nicht hinter einem Anwalt verstecken können, den sie im übertragenen Sinn als Keule nutzen. In der Mediation vertreten die Beteiligten ihre Interessen selbst gegenüber dem anderen Konfliktpartner und das in aller Regel im direkten Kontakt Aug in Auge. Daher müssen die Streitbeteiligten auch angesichts des Kontrahenten zu sich stehen. Das ist für manchen Streitvermeider nicht einfach.