Mediation und die Espressomaschine

Was hat Mediation mit einer Espressomaschine zu tun? Im Grunde überhaupt nichts! Was passiert aber, wenn Sie morgens ihre Kaffeetasse unter den Auslauf der Espressomaschine gestellt haben und drücken auf den Knopf und nichts geschieht? Sie haben ein Problem. Sie können nun versuchen, das Problem auf der gleichen Ebene zu lösen, auf der es aufgetreten ist. Dies würde bedeuten, dass Sie noch ein paar Mal den Einschaltknopf drücken. Wenn Sie auf dieser Ebene stehen bleiben, werden Sie keinen Kaffee bekommen und ihr Adrenalinspiegel wird ansteigen. So ähnlich geht es auch den Beteiligten in Konflikten. Auch Konflikte können Sie nie auf der Ebene lösen, auf der sie entstanden sind. Wenn Sie auf dieser Ebene verharren, werden Sie keine Lösung ihres Konfliktes bekommen (allenfalls bekommen Sie ein Urteil) und ihr Adrenalinspiegel wird steigen, es sei denn, es handelte sich lediglich um ein leichtes Missverständnis zwischen Ihnen und Ihrem Konfliktpartner. Auf die Espressomaschine bezogen hätten Sie dann beim ersten Mal nicht richtig auf den Knopf gedrückt und beim zweiten Mal würde alles funktionieren.

Eine Problemlösung erhalten Sie erst dann, wenn Sie eine Ebene höher gehen. Bei Ihrer Espressomaschine würden Sie zunächst einmal überprüfen, ob sich der Stecker in der Steckdose befindet und Wasser in der Espressomaschine. Wenn eine dieser Lösungsmöglichkeiten zutrifft, handelte es sich um ein kleines Problem, das Sie bereits lösen konnten, wenn Sie das System von einer etwas höheren Warte aus betrachten. Ebenso können Sie in der Regel kleinere Konflikte selbst lösen, wenn es Ihnen gelingt, mit Ihren Konfliktpartner die Ebene zu wechseln und die Konfliktursache zu beseitigen.

Gelingt es Ihnen bis hierhin nicht, dass Ihnen die Espressomaschine einen Kaffee ausspuckt (oder auch einen Espresso), benötigen Sie professionelle Hilfe. Dies gilt auch im Konfliktfall. Hier hilft Ihnen ein Mediator, den bestehenden Konflikt von einer höheren warte aus zu betrachten und herauszufinden, was bei Ihnen und Ihrem Konfliktpartner hinter dem eigentlichen Konflikt an Motiven, Wünschen und Gefühlen steht. Dies macht den Unterschied zur herkömmlichen “Konfliktlösung” aus.

Juristische Verfahren verharren auf der Ebene des Konflikts. Ihr Anwalt würde die Espressomaschine auf Herausgabe einer (oder mehrerer) Tassen Espresso verklagen und aus dem Urteil dann vollstrecken. Ihren Espresso hätten Sie dadurch aber immer noch nicht und das Problem wäre nicht gelöst. Ebenso wenig wird ein Konflikt durch ein Urteil gelöst.