Anders als bei uns in Deutschland oder Europa wird in den USA im Rahmen der Mediation weitaus häufiger von dem Instrument der Einzelgespräche mit den Parteien (Caucus) und der Shuttle-Mediation Gebrauch gemacht. Demgegenüber wird in den USA bei Mediationsverfahren sehr häufig nach der Konfliktdarstellung zum Mittel des Caucus gegriffen.
Grundsätzlich hat natürlich Mediation das Ziel, in Offenheit und gegenseitigem Verständnis zu einem gemeinsamen Ziel, der Lösung des Konflikts, zu kommen. Es kann aber durchaus Situationen geben, in denen es sehr sinnvoll ist, zu den Konfliktbeteiligten zu Einzelgesprächen zu raten. Dies kann einmal der Fall sein in hochemotionalen Situationen. Hier ist es den Beteiligten oft zunächst nicht möglich, den Sichtweisen der anderen Seite zuzuhören. In Einzelgesprächen zwischen den Konfliktbeteiligten und dem Mediator ist es eher möglich seine Meinung, Interessen und Bedürfnisse darzulegen, ohne das Gefühl zu haben, der anderen Seite Angriffsflächen zu bieten. Dies habe ich selbst als Anwalt in einem hochstrittigen Unterhaltsverfahren erlebt, als auf Vorschlag des Richters und mit Einverständnis der Parteien und ihrer Anwälte Vergleichsgespräche zwischen dem Richter und den Parteien jeweils getrennt stattfanden und (zu meinem Erstaunen) ein bereits seit mehr als 5 Jahren andauernder Unterhaltsprozess in kurzer Zeit vergleichsweise erledigt werden konnte.
Ähnlich ist es auch in Mediationen zwischen Firmen. Auch hier wollen (oder können) Beteiligte oft nicht ihre wahren Interessen offenlegen, ohne die eigene Verhandlungsposition gegenüber der anderen Seite zu schwächen oder Firmeninterna preiszugeben, die nicht an die Öffentlichkeit gehören (welcher Firmenvertreter wollte schon die prekäre finanzielle Lage des Unternehmens offfenlegen?). Auch hier ist es sinnvoll, im Wege der Pendeldiplomatie die Mediation voranzubringen.
Voraussetzung ist natürlich, dass beide Parteien mit Einzelgesprächen einverstanden sind. Gerade bei Einzelgesprächen hat der Mediator eine hohe Verantwortung gegenüber den Beteiligten. Es muss auch jeweils klargestellt werden, welche Informationen an die andere Seite weitergegeben werden dürfen und welche vertraulich zu behandeln sind. Ebenso muss der Mediator aufmerksam darauf achten, dass er seine neutrale Stellung nicht gefährdet. Er muss daher sofort reagieren, wenn er das Gefühl hat, von einer der Konfliktparteien instrumentalisiert zu werden. Einzelgespräche sind nicht dazu da, die andere Partei durch Zurückhalten von Informationen über den Tisch zu ziehen.
Ein Caucus sollte daher auch nicht von Beginn der Mediation stattfinden. Zunächst sollten die Parteien schon gemeinsam die Einführung und die Sammlung der zu besprechenden Punkte vornehmen. Auch die Darstellung des Konflikts durch die Streitbeteiligten findet am Besten in gemeinsamen Sitzungen statt. Frühestens in der Phase der Konflikterhellung, also beim Herausarbeiten der jeweiligen hinter den Positionen stehenden Interessen erscheint die Durchführung von Einzelgesprächen sinnvoll. Dies allerdings nur dann, wenn der Mediator das Gefühl hat, dass der Klärungsprozess in gemeinsamen Besprechungen stockt, weil einer (oder beide) ihre Interessen nicht offen darlegen. Die Initiative zu Einzelgesprächen sollte vom Mediator ausgehen.
Letztlich sollten Einzelgespräche eventuell verbunde mit Shuttle-Mediation so sparsam wie möglich eingesetzt werden, wenn es aber notwendig erscheint, sollte der Mediator dieses Instrument auch einsetzen.