Konflikte: Unvermeidbar und konstruktiv

Wenn zwei Personen sich mit hochrotem Gesicht gegenüberstehen und sich anschreien, bedarf es nicht viel an Wissen um zu erkennen, dass ein Konflikt vorliegt. Andere vorhandene Konflikte sind nicht so einfach zu erkennen. Also was ist ein Konflikt? Wenn zwei sich streiten? Ab wann wird denn eine Diskussion als Streit definiert?

Die bekannteste Definition eines Konflikts stammt von Friedrich Glasl:

Friedrich Glasl, ein österreichischer Konfliktforscher und Autor, definiert einen Konflikt als eine Interaktion zwischen Akteuren (Individuen, Gruppen, Organisationen), bei der wenigstens ein Akteur Unvereinbarkeiten im Denken, Vorstellen, Wahrnehmen und/oder Fühlen und/oder Wollen mit dem anderen Akteur erlebt. Diese Unvereinbarkeiten führen dazu, dass im Realisieren eine Beeinträchtigung durch einen anderen Akteur erfolgt.

Das bedeutet, dass zunächst ein Konfliktpotenzial vorhanden ist, nämlich ein Unterschied im Wahrnehmen, Denken, Vorstellen, Fühlen und Wollen. Das reicht aber noch nicht aus für das Auftreten eines Konflikts. Es bedarf dann des Handeln des einen Konfliktbeteiligten, das vom anderen Konfliktpartner als Einschränkung erlebt wird. Dann entsteht ein Konflikt. Aus der Definition ergibt sich auch, dass der den Konflikt durch sein Handeln auslösende Konfliktbeteiligte nicht sein Handeln als konfliktauslösend erleben muss. Es reicht, wenn die/der andere es so sieht.

Etwas anders sehen die Systemiker die Definition eines Konflikts.

Demnach entsteht ein Konflikt allein durch Kommunikation (wobei Kommunikation hier nicht nur sprachlich verstanden werden darf). Ein Konflikt entsteht durch die Verneinung einer Verneinung. Ein Beispiel:

A: „Sollen wir heute Abend ins Kino gehen?“
B: „Nein ich will lieber eine Serie in Netflix schauen!“
A: „Nein, dazu habe ich keine Lust! Das können wir ja immer machen. Ich möchte gern ins Kino!“

Und schon setzt sich der Konflikt zwischen beide Akteure. Messmer (Heinz Messmer, Der soziale Konflikt, 2003) verlangt noch eine dritte Verneinung, damit sich der Konflikt ausdifferenziert und konsolidiert. Das hieße in unserem Beispiel:

B: „Du immer mit Deinem Kino. Ich finde es auf der Couch hier viel bequemer!“

Allerdings bleibt es bei der überwiegenden Zahl dieser Konfliktepisoden eben bei dieser Episode, weil einer der fünf Stop-Mechanismen genutzt wird: Unterwerfung („Gut, bleiben wir zu Hause“), dominante Intervention einer Dritten Partei (im Beispiel gibt es keine dominant agierende dritte Partei), Kompromiss („Gut, dann sehen wir uns den Film, den ich im Kino sehen wollte, im Fernseher an“), Stehen lassen („Bleib Du auf der Couch, ich gehe ins Kino“) oder Rückzug (A zieht sich beleidigt ins Schlafzimmer zurück).

Konflikt wird normalerweise meist negativ konnotiert. Dabei ist in einem sozialen System der Konflikt unausweichlich. Daher zum Abschluss ein paar Thesen, auf die ich in einem späteren Artikel noch eingehen werde:

  1. Der Konflikt ist nicht die Ausnahme sondern der Normalfall.
  2. Auch die Abwesenheit von Konflikten bedarf der Erklärung.
  3. Konflikte lassen sich nicht lösen, sie lassen sich nur besser handhaben.

Konflikte sind unvermeidlich und Teil des menschlichen Zusammenlebens. Ein konstruktiver Umgang mit ihnen fördert Wachstum und positive Veränderungen. Akzeptieren wir diese Normalität, können wir Konflikte effektiver bewältigen und daraus lernen.

Hier kann Mediation Ihnen behilflich sein, mit einem Konflikt konstruktiv umzugehen und einen für beide optimalen Ausgleich der dem Konflikt zugrunde liegenden Interessen zu finden.

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