Vor kurzem hatte ich bereits auf den Blogbeitrag des Handelsvertreter Blogs hier hingewiesen. Dort wird von einer Richterin beim Arbeitsgericht geschrieben, der es in einer Sitzung gelang, einen offenbar für alle befriedigenden Vergleich auszuhandeln und zwar mit mediativen Mitteln und Techniken.
Hintergrund war folgender:
Seit Jahren fühlte sich die Mandantin schlecht behandelt, nahezu terrorisiert. Sie musste in einem dunklen kalten Raum arbeiten, war isoliert von den Kollegen und bekam Aufgaben zugewiesen, die sie nicht nachvollziehen konnte. Auf mündliche Anfragen reagiert ihr Vorgesetzter nicht mehr. Schließlich erfolgten ausschließlich schriftliche Eingaben und auch diese wurden nicht beantwortet. Dann kam es zur Klage seitens der Mitarbeiterin. Anschließend erfolgte eine kurzzeitige Krankmeldung, dann die fristlose Kündigung. Beide Parteien ließen sich inzwischen von Anwälten vertreten, die energisch ihre Standpunkte austauschten und entsprechend “forsch” formulierten.
Dies zeigt, wohin ein fehlendes Konfliktmanagement im Unternehmen führen kann (und wohl auch in vielen Unternehmen führt, wenn auch nicht so krass wie hier geschildert). Die deutschen Unternehmen verbrennen hier doch buchstäblich Geld in erheblichem Umfang. Darüber gibt es mittlerweile auch Untersuchungen. Leider kann man das wahre Ausmaß der Geldvernichtung durch schlechtes oder fehlendes Konfliktmanagement im Unternehmen nur schätzen, da es derzeit nur ansatzweise Werkzeuge gibt, die es erlauben, Konfliktkosten im Unternehmen zu messen.
Kosten entstehen zum einen dadurch, dass von Konflikten betroffene Mitarbeiter einen Teil der Arbeitskraft diesen Konflikten widmen und zwar auf Dauer, wenn die Konflikte nicht bearbeitet werden. Aber nicht nur die direkt betroffenen Mitarbeiter sondern auch deren Kolleginnen und Kollegen und die Vorgesetzten werden in der Regel einen Teil ihrer Arbeitszeit auf den Konflikt verwenden. Zudem sind wohl nicht wenige Krankmeldungen auf nicht oder schlecht bearbeitet innerbetriebliche Konflikte zurückzuführen. Dieser Arbeitsausfall wird teilweise auf bis zu 20 % der Arbeitsleistung geschätzt. Man kann sich vorstellen, wieviele Milliarden Euro hier jährlich den Betrieben an Schaden entstehen.
Hinzu kommen noch schwer zu quantifizierende Kosten, die dadurch entstehen, dass wegen innerbetrieblicher Konflikte das eine oder andere Projekt scheitert, Kunden abspringen oder mögliche Kunden nicht akquiriert werden.
Leider ist bei vielen Unternehmen die Einsicht noch nicht gereift, dass ein betriebliches Konfliktmanagement helfen würde, einen nicht unbeträchtliche Kosten einzusparen.
Ein innerbetriebliches Konfliktmanagement kann nur dann funktionieren und Kosten einsparen helfen, wenn seitens der Führung des Unternehmens die Notwendigkeit eingesehen wird und auch die eigene Haltung zu Konflikten bearbeitet wird. Nur dann, wenn Konflikte nicht mehr nur negativ gesehen werden, sondern als notwendig, um das Unternehmen weiterzubringen und dass lediglich eine schlechte oder fehlende Konfliktbearbeitung zu negativen Ergebnissen führt, wird das Konfliktklima im Unternehmen so zu gestalten sein, dass eine konstruktve Konfliktbearbeitung möglich wird. Außerdem müssen im Unternehmen geschulte Konfliktlotsen oder Mediatoren vorhanden sein, die in der Lage sind, das jeweils richtige Vorgehen im Konflikt herauszufinden und an die richtigen Stellen weiterzuleiten, seien es Teamcoaches, Moderatoren, externe oder interne Mediatoren.
Hätte es in dem oben beschriebenen Fall ein solches Konfliktmanagementsystem gegeben, wäre der Konflikt überhaupt nicht so weit eskaliert, dass man gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen muss – und billiger für das Unternehmen und gesünder für die Beteiligten wäre es auch gewesen. Aber so sind sie zumindest auf eine Richterin gestoßen, die eine Mediationsausbildung hatte.
In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Lesern und Freunden der Mediation ein friedvolles und konfliktfreies neues Jahr!