… gegenüber einem juristischen Verfahren ist auf jeden Fall ein Mediationsverfahren (auch wenn die Rechtsanwälte das nicht so gerne hören). Warum?
Erscheint eine neue Mandantin (ein neuer Mandant) mit dem Anliegen der Regelung von Trennung und Scheidung zieht jeder Anwalt im Geiste die entsprechenden Schubladen auf:
Das ist in Ordnung. Das Problem des juristischen Vorgehens ist jedoch, dass jedes Thema einzeln aus dem juristischen Blickwinkel heraus betrachtet wird. Hinzu kommt, dass es natürlich die Aufgabe des Anwalts ist, das beste für seine Mandantin/seinen Mandanten herauszuholen. So wird jedes einzelne Thema ein Kampf um begrenzte Ressourcen. Immer wenn es (ausschließlich) um Verteilungskonflikte geht, gibt es nur die Möglichkeit, Kompromisse einzugehen – oder das Gericht entscheiden zu lassen, das auch wieder nur den bestimmten Ausschnitt des gesamten Konflikts entscheiden kann.
Anders in der Mediation. Hier besteht die Möglichkeit (und die Pflicht des Mediators), auf der einen Seite die einzelnen Konfliktfelder zu strukturieren, auf der anderen Seite aber die Beteiligten dazu anzuleiten, eine Gesamtlösung des Konflikts herbeizuführen. Dies geht eben nicht, indem man sequentiell ein Konfliktfeld nach dem anderen abarbeitet, sondern ein Lösungsbündel zusammenstellt, das die unterschiedlichen Prioritäten der Parteien berücksichtigt. Wem das eigene Haus nicht so am Herzen liegt (im Saarland eine Seltenheit), ist sicher bereit, hier nachzugeben, wenn der/die andere an anderer Stelle, die der/dem anderen nicht so wichtig ist, seinerseits nachgibt.
Dann kommt es (wahrscheinlich) zu einer Vereinbarung, die von dem abweicht, was Gerichte in den einzelnen Konfliktfeldern entschieden hätten, die aber die Interessen und Prioritäten der Beteiligten befriedigt.
Voraussetzung ist natürlich, dass die Beteiligten durch anwaltliche Beratung über das informiert sind, was ihnen gesetzlich zusteht oder wo die unterschiedlichen juristischen sichtweisen auch zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen und damit ein Prozessrisiko besteht. Denn nur wer informiert ist, kann auch selbstbestimmte Entscheidungen treffen.
Letztlich ist so in einer Mediation ein Konsens über die bei Trennung und Scheidung auftretenden Fragen möglich, auch wenn die einzelnen Teile reine Verteilungskonflikte darstellen.