Online-Mediation hat in Deutschland bisher keine nennenswerte Bedeutung erlangt. Mediation über das Internet wird auch von den meisten MediatorInnen eher skeptisch betrachtet.
Generell lassen sich die Online-Mediationen in asynchrone und synchrone Methoden aufteilen lässt. Asynchron ist eine Online-Mediation, bei der die MediandInnen und MediatorInnen nicht zur gleichen Zeit am Computer sitzen müssen. Diese Art der Online-Mediation wird durch Textnachrichten verwirklicht, sei es per E-Mail oder Nachrichtensysteme wie WhatsApp oder spezielle Software. Eine solche Mediaton bietet sich dann an, wenn die MediandInnen in sehr unterschiedlichen Zeitzonen wohnen und hierdurch eine Terminsvereinbarung äußerst schwierig wird oder die Medianden zeitlich stark fremdbestimmt sind. Ein Nachteil, der allen textbasierten Online-Mediationen immanent ist, ist der, dass alle nonverbalen Anteile der Kommunikation verloren gehen. Denkbar wäre die asynchrone Online-Mediation auch mit Voice-Mails. Aber auch hier gehen viele nonverbalen Informationen außer den stimmgebundenen verloren. Manchmal ist die Asynchronität durchaus hilfreich, Eskalationsdynamiken zu verlangsamen und hilft, dass der jeweilige andere Part eher die Inhalte des anderen Parts ur Kenntnis nimmt und dazwischenquatschen ist ausgeschlossen. Letztlich halte ich die asynchrone Online-Mediation nur dann für anwendbar, wenn die MediandInnen ansonsten nicht zusammenkommen können.
Die synchrone Online-Mediation erfordert, dass die Mediandinen und MediatorInnen das Online-Mediaum zur gleichen Zeit nutzen. Diese Art der Mediation ist dann sinnvoll, wenn die Mediandinnen weit auseinander wohnen und keine Möglichkeit für eine Präsenz-Mediation am gleichen Ort besteht. Je nach verwendeter Technik wird diese als textbasierte, Audio- oder Viedeo-Mediaton betrieben. Die Nachteile der Text- oder Audio-Mediation habe ich bereits oben beschrieben. Die Viedeo-Online-Mediation kommt der Präsenz-Mediation noch am nächsten, weil durch die Bildübertragung auch körpersprachliche Signale – zumindest so weit das Auge der Kamera reicht – erkennbar bleiben.
Allerdings stellen sich bei einer Online-Mediation neue Probleme: Einmal ist es die Frage der Vertraulichkeit. Bei einer Präsenz-Mediation ist für alle erkennbar, dass kein Dritter der Mediation beiwohnt. Dies ist bei einer Online-Mediation nicht der Fall. Der Mediator muss daher die Medianden auf diesen Punkt strikt hinweisen und darauf achten, dass die MediandInnen sich verpflichten, die Anwesenheit Dritter zu verhindern. Gleiches gilt auch im Zusammenhang mit der Vertraulichkeit für die Reproduzierbarkeit der gesamten Mediation. Bei Textbasierter Mediation sind alle gegenseitigen Beiträge gespeichert und können ggfls. in einem Prozess missbräuchlich verwendet werden. Auch könnten Audio- oder Videosignale aufgezeichnet werden und stehen den MediandInnen auch bei Scheitern einer Mediation dann noch zur Verfügung.
Ein Vorteil einer Online-Mediation ist, dass die Parteien zeitlich wesentlich flexibler agieren können. Die Online-Mediaiton kann auch kostengünstiger sein, wenn Anreisekosten zu einem Präsenz-Termin vermieden werden. Manchmal ist es auch für den Erfolg einer Mediation von Vorteil, wenn emotionale Herusforderungen durch die physische Präsenz des anderen Parts vermieden wird. So kann eine Mediation selbst dann gelingen, wenn die Parteien sich nicht an einen Tisch setzen wollen.
Außer den bereits genannten Nachteilen kann es bei einer Online-Mediation schwierig sein, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.
Letztlich haben aber die wenigen bisherigen Untersuchungen zu diesem Thema ergeben, dass die MediatorInnen der Online-Mediation weitaus skeptischer gegenüber stehen als die potenziellen MediandInnen. Da auch ich bisher nicht ganz vorurteilsfrei diesem Thema gegenüber stehe, will ich anhand eines Rollenspiels einmal eine Online-Mediation ausprobieren.