Weihnachten, das Fest der Liebe und Harmonie? In Wahrheit oft der Anlass für Trennung und Scheidung. Völlig überzogene Erwartungen führen dann dazu, dass die Partner eine Ent-Täuschung erleben. Streit zwischen den Partnern, Trennung und Scheidung sind dann die Folge. Aber wozu?
Aus meinen Erfahrungen als Mediator gibt es vier Axiome der Trennung und Scheidung, über die man (am besten vor der Trennung) nachdenken sollte:
1. An der Trennung und Scheidung trägt nie eine(r) allein die Schuld
2. Partnerschaftsprobleme sind in fast allen Fällen reine Kommunikationsprobleme
3. Es wird sich nichts ändern,wenn Sie sich nicht ändern
4. Mit der Trennung und Scheidung endet die Beziehung nicht
Zum ersten Axiom:
Die Frage von Schuld stellt sich in diesem Zusammenhang nicht. Es stellt sich allenfalls die Frage nach Verursachungsanteilen. Auch diese liegen nicht bei einer Person allein im Rahmen von Partnerschaftskonflikten und meist ist auch die Frage nach den Anteilen nicht wirklich relevant. Bereits Watzlawick hat im 3. Axiom der Kommunikation bereits festgehalten, dass Kommunikation immer zugleich Ursache und Wirkung ist. Zwar nehmen die Paare es meist so wahr, dass jeder immer nur auf die Aktion des anderen reagiert, die Tatsache, dass die Reaktion aber zugleich Ursache für eine Aktion des anderen ist und das ganze nicht linear sondern kreisförmig abläuft, wird von Paaren in der Krise meist nicht wahrgenommen. Daher ist die frage nach der Schuld weder zu beantworten noch zweckdienlich.
Zum zweiten Axiom:
Bereits aus dem vorangegangenen Abschnitt erklärt sich, dass Paarprobleme in aller Regel Kommunikationsprobleme darstellen. Leider wird Kommunikation als Schulfach nicht gelehrt, obwohl es eigentlich in die Schule gehört und es gibt auch Untersuchungen, dass eine Kommunikationstraining von heiratswilligen Paaren vor der Hochzeit (statt Brautunterricht) die Scheidungsrate drastisch sinken lässt. Auch muss man sich das erste Axiom der Kommunikation von Watzlawick klarmachen: Man kann nicht Nichtkommunizieren, d.h. alles was wir tun ist zugleich Kommunikation. Kommunikation findet nur zum geringsten Teil über den sachlichen Inhalt der Sprache statt. Der größte Teil wird über sogenannte analoge Signale wie Körpersprache, Stimmlage, Lautstärke usw. transportiert, zum größten Teil sogar ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Gerade in der Mediation erlebe ich es immer wieder, in welchem Maße Kommunikation bzw, das Fehlen von Kommunikation zwischen Partnern Trennungen bzw. Scheidungen verursacht.
Zum dritten Axiom
Sofern sich die Beteiligten nicht ändern, wird sich auch in ihrem Beziehungsleben, sei es in der gegenwärtigen Beziehung, sei es in einer neuen Beziehung, nichts ändern, sie werden irgendwann wieder am gleichen kritischen Punkt stehen. Aber auch die Änderung auch nur eines Partners wird zu Änderungen im Beziehungssystem beider Partner führen. Allerdings sollten die (veränderungsbereiten) Partner nicht darauf warten, dass der andere Partner sich ändert, um die eigenen Beziehungsprobleme zu lösen. Diese Lösung kann nur durch eigene Veränderung bewirkt werden und in dem Moment, wo man anfängt, keine Veränderungen vom anderen zu erwarten, wird dieser frei, sich selbst zu verändern (und er wird dies auch tun, wenn Sie sich selbst verändern).
Zum vierten Axiom
Das ist eigentlich eine Binsenweisheit, die aber vielfach von trennungs- und scheidungswilligen Paaren nicht wahrgenommen wird. Es bleibt ein Wunschtraum, dass eine Beziehung mit einer Scheidung oder Trennung beendet ist. Ganz klar ist das bei Paaren mit minderjährigen Kindern, die ja zumindest bis zur Beendigung der Berufsausbildung ihrer Kinder noch zusammenwirken müssen. Aber auch bei Paaren ohne Kinder bleibt die Beziehung nach der Trennung und Scheidung noch bestehen, wenn es den Paaren nicht gelingt, diese Trennung und Scheidung für sich konstruktiv zu bearbeiten und vor allem die eigenen Anteile an der Krise der Beziehung zu sehen (siehe oben).
Nach alledem sollten sich Paare, die vor Trennung und Scheidung stehen sich (jeder für sich) einmal die Frage stellen, was wird denn eigentlich für mich besser, wenn ich mich trenne und wie will ich wirklich meine Zukunft gestalten, Meist haben die Beteiligten nur den Drang weg vom anderen Partner ohne sich die Frage nach dem wohin zu stellen. Die Frage nach dem wozu der Trennung und Scheidung lässt meist betroffene und ratlose Gesichter zurück. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest und Ihrer Partnerschaft auch alles Gute im neuen Jahr!