Das Verhältnis zwischen Anwälten und Mediatoren (auch Anwaltsmediatoren, wenn Sie in der Rolle des Mediators sind) ist von tiefem gegenseitigen Misstrauen geprägt. Viele Anwälte meinen, die Mediatoren machen irgend ein undurchsichtiges Friede-Freude-Eierkuchen-Gedöns mit den Mandanten abseits aller rechtlichen Regeln. Die Mediatoren unterstellen den Anwälten, dass sie die Mediation hintertreiben und die Mandanten durch ihr Denken in rechtlichen Ansprüchen aufeinander hetzen. Beides ist falsch!
Ich denke, es sollte an der Zeit sein, gegenseitig Vertrauen aufzubauen. Der beste Weg wäre, die Anwälte in die Mediation einzubeziehen. Ich sehe schon manchen Mediator die Augen Hilfe suchend gen Himmel richten. Ich denke, dass dies in vielen Mediationsfällen, bei denen rechtliche Probleme eine Rolle spielen, wie etwa bei einer Trennungs- und Scheidungsmediation oder Mediation im wirtschaftsrechtlichen oder arbeitsrechtlichen Umfeld durchaus geeignet wäre, die Mediation zu beschleunigen. Es müssten keine Unterbrechungen erfolgen, um jeweils rechtlichen Rat einzuholen. Eine Abschlussvereinbarung könnte sofort unter rechtlicher Begleitung erstellt werden.
Voraussetzung wäre natürlich, dass der Mediator bei Beginn der Mediation die Anwälte ausführlich darüber aufklärt, was in einer Mediation geschieht und was der Unterschied zwischen Anspruch und Interesse ist. Der Mediator müsste auch darauf achten, dass die Anwälte immer wieder aus ihrem juristisch geprägten Anspruchsdenken herauszuholen und sie gelegentlich auf die privatrechtliche Vertragsfreiheit zu verweisen (für viele Anwälte sind zivilrechtliche Regelungen – auch wenn sie der Privatautonomie unterliegen – fast wie Religion). Auch müssten die beteiligten Anwälte lernen, mit den Emotionen ihrer Mandanten umzugehen, was den meisten Anwälten fremd oder gar zuwider ist.
Ich denke, wenn Anwälte einmal zusammen mit ihren Mandanten eine Mediation erlebt haben, sind sie auch gern bereit, in anderen Fällen ihren Mandanten Mediation zu empfehlen. Und die Anwälte würden sich aus dem Bereich der Mediation nicht ausgeschlossen fühlen. So können beide Seiten nur gewinnen – das ist das Ziel der Mediation: Eine win-win-Lösung!