In den ersten 4 Artikeln dieser Serie habe ich strukturierend Visualisieren theoretisch dargestellt. Im 5. Artikel ging es darum, die Anwendung der Methode anhand eines Praxisbeispiels (Dr. Gips & Dr. Krücke) darzustellen. Im letzten Artikel ging es um die Einleitungsphase.
Nachdem sich die beiden Medianden nun zur Durchführung einer Mediation entschieden haben, geht es in die zweite Phase, die Konfliktdarstellung/Themensammlung.
Zunächst geht es darum, dass beide Medianden einmal ungestört ihre Sichtweise auf den Konflikt darstellen können. Das unterscheidet die Mediation bereits von der üblichen Streitkultur, bei der die Beteiligten sich normalerweise nicht gegenseitig zuhören. Jeder versucht, seiner Argumentation Gehör zu verschaffen, weitgehend ohne Rücksicht darauf, was die andere Partei gerade sagt und tut. Anders in der Mediation. Der Mediator schafft den Raum, dass jeder seine Sichtweise ungestört darlegen kann.
Aufgabe des Mediators in dieser Phase ist zunächst, dass die Medianden die Gesprächsregeln, die der Mediator vor Beginn mit den Medianden erarbeitet hat, eingehalten werden. Wenn die Gesprächsregeln nicht bereits vorher mit den Medianden erarbeitet wurden, so sollte dies spätestens jetzt geschehen.
Der Mediator visualisiert die wichtigsten Punkte der jeweiligen Sichtweisen. Dies geschieht nachdem der Mediator sich rückversichert hat, dass der Mediand mit den Stichworten einverstanden ist und auch mit der Zuordnung zu den jeweiligen Piktogrammen. Diese Klebezettel werden dann unter der jeweiligen Person auf die Pinnwand geklebt. Diese hat sich nun wie folgt entwickelt:
Zusammengehörige Klebezettel können auch durch Linien oder Pfeile miteinander verbunden werden.
Die Themen, die in der Mediation in der nächsten Phase dann bearbeitet werden sollen, werden in der Mitte oberhalb der Personen angebracht und nach Priorisierung durch die Medianden in eine Reihenfolge gebracht. Die Themen sollen so formuliert sein, dass sie den Lösungsraum nicht von vornherein einengen. Deshalb wurde nicht etwa als Thema aufgenommen „Behandlung der Patienten nach 18 Uhr“ sondern „Arbeits- und Aufgabenverteilung“.
Sobald alle Themen gesammelt und priorisiert sind, kann es in die nächste Phase gehen. Die Medianden erhalten Fotos der Moderationswand als Protokoll. Das Blatt wird beim nächsten Termin wieder an die Moderationswand geheftet und jeder ist sofort wieder auf dem aktuellen Stand der Mediation.