Für ein Mediator ist es durchaus wichtig, die spezielle Art und Weise der Kommunikation der Medianden zu erfassen. Einen wichtigen Unterschied, der durchaus entscheidend für das Gelingen oder Nichtgelingen der Mediation ist, stellt die Frage dar, ob die Medianden eher direkt oder indirekt kommunizieren.
Sowohl die direkte als auch die indirekte Kommunikation suchen die gleiche Botschaft zu übermitteln, nur auf unterschiedliche Art und Weise. Oft wird gerade Frauen zugeschrieben, Meister der indirekten Kommunikation zu sein (“Der Müll müsste mal wieder untergebracht werden.” anstatt “Könntest Du bitte den Müll runter bringen”). Ich glaube nicht, dass die indirekte Kommunikation eine Spezialität der Frauen ist. Ich kenne auch viele Männer, die es vorziehen, ihre Meinungen und Wünsche eher umschrieben auszudrücken.
Bei Menschen, die eher die indirekte Kommunikation vorziehen, muss man die eigentliche Aussage eher zwischen den Zeilen lesen. Dies macht eine Kommunikation auf Fehler anfällig. Es entsteht oft der Eindruck der Zweideutigkeit, des Ausweichen oder der Unwilligkeit zur Kommunikation. Demgegenüber werden Freunde der direkten Kommunikation eher als unsensibel und als Elefant im Porzellanladen erlebt.
Direkte oder indirekte Kommunikation sind keine entweder-oder-Eigenschaften. Hier gibt es eher eine Skala von sehr indirekt bis zu äußerst direkt. Die Art der Kommunikation kann irgendwo zwischen diesen zwei Extremen liegen.
Es lässt sich daher auch eher nur feststellen, dass ein Mensch wäre die eine oder andere Art der Kommunikation bevorzugt.
Bevor man andere Personen hinsichtlich derer Präferenzen bei der Kommunikation eingeordnet, sollte man auch seine eigne Art und Weise der bevorzugten Kommunikation kennen. Hiervon hängt nämlich oft ab, wie man die Kommunikation der anderen einordnet. Menschen, die sehr direkt kommunizieren, bezeichnen bereits ein weniger direkten Kommunikationsstil als indirekt, während der gleiche Kommunikationsstil von anderen, die selbst sehr indirekt kommunizieren, wiederum als bereits sehr direkt bezeichnet würde.
Wozu kann diese Unterscheidung in direkte oder indirekte Kommunikation nun im Rahmen der Mediation nützlich sein?
Es kann zu erheblichen Irritationen führen, wenn der Mediator auf der einen Seite und die Medianden auf der anderen Seite einen sehr unterschiedlichen Kommunikationsstil haben.
Wenn der Mediator eher direkt kommuniziert und beide Medianden die indirekte Kommunikation vorziehen, kann der Mediator als gefühllos, aufdringlich und unfähig wahrgenommen werden, die Feinheiten des Problems und der Beziehung zwischen den Parteien zu verstehen. Der Mediator wird hier die Parteien eher als ausweichend und unklar erleben. Wenn der Mediator aber eher zu den Menschen gehört, die indirekt kommunizieren und die Medianden die direkte Kommunikation vorziehen, so wird der Mediator als unklar und uneffektiv wahrgenommen. Der Mediator sie die Medianden eher als ungeduldig und aufdringlich.
Noch schwieriger wird es, wenn der Mediator und eine Partei der einen Kommunikationsart näher stehen als die andere Partei. Unabhängig von der obigen Charakterisierung besteht auch die Gefahr, dass die eine Partei den Mediator als parteiisch ansieht, der eher der anderen Partei zugeneigt ist.
In all diesen Fällen ist es für den Mediator wichtig, sich dieser unterschiedlichen Arten der Kommunikation bewusst zu sein. Er muss sich bewusst sein, ob er selbst direkt oder indirekt kommuniziert und er muss dies auch bei den Medianden erkennen können. Nur so kann er diese Unterschiede bei der Mediation fruchtbringend einsetzen. Eine Möglichkeit ist hier, als “Deutsch-Deutscher-Übersetzer” tätig zu werden, in dem er die Aussage der anderen jeweils im die bevorzugte Art der Kommunikation des Empfängers übersetzt. Dienlich ist oft auch, die Art und Weise der Kommunikation, ob direkt oder indirekt, zu thematisieren. Er kann aber auch als eine Art Coach den Parteien dabei behilflich sein, einmal eine andere Art der Kommunikation auszuprobieren.
Nur wenn man diese unterschiedlichen Stile der Kommunikation berücksichtigt, kann man den Gedankenaustausch zwischen den Medianden fördern und so die Mediation zu einem guten Ergebnis bringen.
Eine Antwort auf „Über gefühllose Stoffel und nichtssagende Laberer“
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