Im Rahmen der Phase der Konflikterhellung in der Mediation spielt der Perspektivenwechsel eine große Rolle. Im Konflikt ist jeder Mediand zunächst der Auffassung, der andere Mediand ist der Verursacher des Problems und eine Lösung setzt voraus, dass sich der andere ändert. Diese Einstellung kann man am besten durch Perspektivenwechsel verändern, das heißt, dass sich die Medianden einmal in den anderen hineinversetzen. Das ist einfacher gesagt (oder geschrieben) als getan. Einen guten Ansatz bietet die Cappucinoblick-Methode (was es mit der seltsamen Bezeichnung auf sich hat, finden Sie hier). Gerburgis A. Niehaus hat Naikan auf die Konfliktarbeit übertragen. Es geht in der Mediation dann um die Beantwortung von drei Fragen:
- Was hat die/der andere für mich getan?
- Was habe ich für die/den andere(n) getan?
- Welche Schwierigkeiten habe ich der/dem anderen bereitet?
Nein, die vierte Frage, welche Schwierigkeiten die/der andere uns bereitet hat, stellen wir nicht! Das haben die MediandInnen bereits in der Phase der Konfliktdarstellung meist ausführlich dargelegt.
Diese drei Fragen kann man den MediandInnen auch als Hausaufgabe zur nächsten Mediationssitzung mit auf den Weg geben. Die Fragen sind bestens geeignet, die normalerweise abwertende Sicht auf die/den andere(n) aufzuweichen und eigene Anteile an dem Konflikt zu erkennen und auch wahrzunehmen, dass die/der andere nicht nur schlechte Eigenschaften hat oder gegen einen gehandelt hat. Dies ist ein erster Schritt, die Sichtweise zu ändern und die Perspektive zu wechseln.
Ich habe diese Fragen vor kurzem in einer Teammediation mit überraschend gutem Ergebnis genutzt.
Wer mehr erfahren will, es gibt von der oben genannten Autorin auch ein Buch über diese Methode: Konflikte lösen mit drei Fragen