Diese Regel gilt nicht zuletzt im Mediationsverfahren. Nur wenn auch der langsamste Teilnehmer in der Lage ist, dem Prozess hin zu den Interessen zu folgen, kann eine dauerhafte und haltbare Lösung entwickelt werden.
Als Mediator erlebt man oft, dass das individuelle Tempo unterschiedlich ist. Gerade wenn ein Beteilgter noch stark emotionalisiert ist, hat er keine geistigen Kapazitäten für eine sachliche Auseinandersetzung mit den anstehenden zu lösenden Fragen frei. Es bedarf daher des (vom Mediator zu schaffenden) Freiraums, auch und besonders zunächst einmal die eigenen gefühle auch ausdrücken zu dürfen. Erst dann ist der Weg für einen Blick in die Zukunft frei. Solange unterschwellig Verletzungen oder Groll auf die andere beteiligte Person noch vorhanden sind, werden sie die rationale Verarbeitung der Konfliktthemen torpedieren.
Daher ist es auch sinnvoll, erst den stärker emtouinal involvierten Beteiligten zu Wort kommen zu lassen, da die andere Seite in diesem Zeitpunkt besser zuhören kann. Der Mediator setzt durch sein Verhalten ein Beispiel, wie man den Parteien zuhört, deren Aussagen einschließlich der ausgedrückten Gefühle widergibt und zusammenfast oder den Inhalt mit eigenen Worten wiedergibt.
Wer sich als Mediator nicht genügend Zeit nimmt bzw. sich das Einverständnis bei beiden Parteien für den Zeitbedarf einholt, diesen Prozess in Ruhe und ohne Hetze zu durchlaufen, wird es schwer haben, beide Parteien zu einer wirklich befriedigenden Lösung des Konflikts zu führen.
Hierzu gehört auch, allen Beteiligten genügend Zeit zu lassen, über die Auswirkungen von ihnen angedachter Lösungsmöglichkeiten nachzudenken und sich Rat einzuholen, sei es juristischer Rat, sei es Rat aus derm sozialen Umfeld. Auch wenn eine Partei drängt, “den Sack nun endlich zuzumachen”, ist es im Sinne einer nachhaltigen Konfliktlösung nicht angebracht, diesem Drängen nachzugeben.